In unserer modernen Zeit, scheint für den Tod und das Andenken an die Verstorbenen wenig Platz geblieben zu sein. Ganz "In"
ist eine Bestattung im anonymen Urnenfeld. Viele legen heute in ihrem Testament eine derartige anonyme Bestattung fest.
"Meine Kinder sind alle weit weggezogen, von denen würde sich ohnehin keiner um die Grabpflege kümmern." erklärte mir eine
Mandantin.
Noch einen Schritt weiter gehen die, die den Tod nüchtern betrachten und keinerlei Emotionen mit einem toten Körper verbinden.
In diesen Bereich gehören die Fragen der Organ- und Körperspende. Der Wissenschaft zu dienen oder mit dem eigenen Tod noch
vielleicht das Leben eines anderen Menschen zu retten, sind moralisch besonders würdigenswert. Wer mit diesen Gedanken spielt,
sollte aber auch mit seinen Angehörigen darüber sprechen und die eigenen Motive darlegen. Jeder geht mit dem Thema Tod anders um.
Viele Angehörige von Körper- oder Organspendern sind schockiert und leiden unter einer derartigen Verfügung des Spenders.
Bei einer anonymen Bestattung sollte man stets bedenken, dass das Fehlen eines physisch eindeutigen Ortes an dem man die Trauer begehen
kann, von vielen Angehörigen und Freunden eines Verstorbenen oftmals bedauert wird. Anders kann beispielsweise das Ausstreuen der
Asche über dem Meer, den Hinterbliebenen die Möglichkeit geben, bei jedem Besuch am Meer dem Verstorbenen zu gedenken und hier eine
Einheit mit dem lebendigen Element herzustellen. Wenn vielfach vom einfachen Abtrag gesprochen wird, meint dies nichts anderes als die
stille Beisetzung ohne jegliche Trauerzeremonie. Auch diese Form trifft man vermehrt. Mancher meint, hierin läge eine Verdrängung
des Todes, indem der Tod und der Umgang mit dem Toten rationalisiert und bürokratisiert wurde. Der Tote wird anonym von unbekannten
Dritten effektiv "verwaltet".