Die Grabrede wird auf die Besonderheiten im Leben des Verstorbenen eingehen, auch auf das Leid der Angehörigen. Dem Verstorbenen soll Ehre erwiesen werden und den Angehörigen Trost durch den Beistand der Trauergemeinde zuteil werden.
Hinabgesunken, teurer Freund, ist nun dein Irdisches, und du bist ganz Geist geworden und webest unkörperlich im Weiten, in den
Geistern und Herzen der Menschen. Nicht so weithin wirst du schweben und strahlen wie jene größten Meister der Dichtung, die, mit
dem Vollmaße der schauenden Kräfte begabt, die Welt bezwangen, auch nicht so weit wirst du glänzen wie jene dürftigeren
Talente, die es der Menge recht machen, weil sie ihre gewöhnlichen Vorstellungen von Welt und Menschheit ihr belassen und nur mit
farbenreichen und duftlosen Blumen aufschmücken. Du warst nicht und wirst nicht sein berühmt bei jenen, die es nicht ahnen,
welch ein Wesen es ist, das dir bei deiner Geburt die sanfte Geisterhand auf Stirn und Lippen gelegt hat.....
- die es nicht fassen, wie es doch kommt, dass der Dichter von dieser und nicht von dieser Welt ist....
- die ihn nicht verstehen, den Flor aus zartem Goldgespinst, den er um die kahle Deutlichkeit der Dinge windet....
Aber es gibt eine kleine Gemeinde - und nur in der Vergleichung mit der breiten Menge ist sie klein-, eine stille Gemeinde, die sich
labt und entzückt an deinen wunderbaren, hellen, seligen Träumen und die hohe Wahrheit schaut in diesen Träumen....
Und sie wird wachsen, diese Gemeinde, sich erweitern Kreis um Kreis, Bund um Bund wird sich bilden, von Einverstandenen in deinem
Verständnis....
Uns aber, die wir mit dir sein, dir ins Auge sehen, den Klang deiner Stimme hören durften, jenen Ton, der aus Herzenstiefen und wie
aus uns unbekannten Geistestiefen kam, uns bleibt, da du nun hingegangen, ein tiefes, unsagbares Weh. Denn da ist ein guter Mensch
geschieden, - gut, wenn Gutsein doch etwas anderes als nur Meiden des Schlechten, wenn es eine Kraft, ein Leben, wenn es Liebe bedeutet....
Wir dürfen dich nicht mehr freundlich blicken und nicken, wir dürfen dir nicht mehr in deine weiche Hand die unsrige legen:
das Herz steht still, das die Welt so innig in sich hereinzog und so innig in sie hinüberfloss. Wir wollen es uns ganz rein, ganz
unversehrt erhalten, dieses Weh, denn auch in ihm ist Freundesweh, lebst du, bis auch unsere Augen sich schließen. Leb wohl,
lebensschaffender Dichter, der den Schatz der geistigen Güter, Güter unserer Nation um echte Perlen vermehrt hat;
leb wohl, bejahender reicher Geist, leb wohl, du lebendiger, du guter Mensch, teurer, lieber Freund, leb wohl!